Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Dienstag, 8. April 2014

Ab nach Mordor!

Der Ruf oder besser Schrei des eitlen Pfaus, der über die Wiese stakt, lässt jeden Schlummer vergessen. Auch Oskar ist wach und fordert sein Frühstück. Wir zögern es manchmal raus, indem wir ihm einen Keks geben. Oder zwei... aber der kleine Mann ist meist unerbittlich und gibt erst Ruhe, wenn er seinen Brei bekommt. Pfau hin oder her. Nach unserem Frühstück sind wir abmarschbereit für den Thermal Walk hinter der Farm. Für 5 Dollar darf man rein. Und tatsächlich, wieder blubbert und pupst die Erde, wieder stinkt es nach faulen Eiern. Und auch hier tragen die einzelnen Erdaktivitäten nette Namen. Das Schokoladenbad etwa. Der heiße Schlamm sieht tatsächlich aus wie kochender Kakao. Dass das alles aber nicht so harmlos ist wie ein Tässchen Schoki zeigen die Bäume und Sträucher ringsherum bzw. das, was noch von ihnen übrig ist. Hier brennt es wohl auch ab und an mal...




Nach dem schönen Vormittagsspaziergang entscheiden wir uns erstmal für Weiterfahren. Auch wenn wir unserem Plan damit recht weit voraus wären. Mal gucken. Wir wollen uns die Huka Falls angucken, die der wasserreiche Waikato River hinabstürzt. Viel muss man dafür nicht tun, einfach am Straßenrand parken und staunen. Wer will, läuft hinab zur Brücke und sieht und hört sich das laute Rauschen näher an. Und hier treffen wir sie wieder, unsere deutschen Nachbarn aus Orewa. Der kleine Julian hockt in der Kraxe, er könnte zwar das bisschen laufen, weigert sich aber. Oder es liegen auch hier wieder Pohutukawa-Blüten rum ;-) Unvermeidlich kommen wir auf unseren Campingplatz zu sprechen und werden sofort eingeladen in den nahen Top Ten, denn der ist wohl mal wieder einmalig gut und sauber und sowieso. Ich versteh nicht, wie Haimon dann ernst bleiben kann und nickt und meint, ja, wir überlegen uns das, während sich mir allein schon beim Gedanken dran die Nackenhaare aufstellen und mein inneres Ich laut NEIN!!!! ruft...



Nach den Wasserfällen suchen wir erstmal einen Supermarkt, einen Aussichtspunkt auf die Stadt inklusive Eiswagen, einen Baumarkt (wir brauchen einen neuen Campingstuhl...auch der zweite hat's nun aufgegeben...) und dann ein ruhiges Plätzchen zum Essen und Spazieren, damit Oskar einschläft. Unser Campingwirt hatte uns da was aufgezeichnet, einen Park gibts hier in Taupo, durch den ein heißer Bach fließt, in dem man baden könne, gratis. Da wollen wir hin! Und wie auf Knopfdruck schläft Oskar im Buggy ein und wir können hinein ins heiße Nass. Ein Geheimtipp war das Flüsschen nicht mehr, doch einen Platz haben wir noch bekommen. Wir nehmen dafür erstmal das kalte Wasser des Waikato in Kauf, bevor es dann immer wärmer wird, je mehr man stromaufwärts geht - wir reden hier nur von ein paar Metern, aber die spürt man. Unter einer Brücke ist dann ein kleiner Wasserfall. Hier hat das Wasser geschätzt gut 40 Grad. Plötzlich wünscht man sich plötzlich doch wieder zurück in den Waikato!

Schöner Lake Taupo!

Warme Dusche mal anders!



Nach diesem schönen Bad müssen wir nun entscheiden. Am Horizont ziehen schon wieder dicke Wolken auf, auch der aufkommende Wind kündet vom Wetterwechsel. Zudem soll morgen in Taupo rund um den herrlich blauen See ein Radrennen stattfinden. Da kämen wir schlecht weg. Also heute fahren. Unser nächstes Ziel: der Tongariro National Park. Herr der Ringe Fans kennen ihn als Mordor. Hier wollen wir das berühmte Alpine Crossing machen, zwischen den Vulkanen Mount Ngauruhoe (der Mount Doom in Herr der Ringe) und Mount Tongariro hindurch. Den größten, den Mount Ruapehu, hat man dabei wohl auch oft im Blick. Wir sind gespannt und hoffen auf gutes Wetter.

Gerade, als wir wieder im Auto sitzen, Oskar seine Banane überall breitschmiert und drüber schimpft, regnet es in Taupo. Also nix wie weg. Die Straße lädt auch dazu ein. Bombastische Blicke über den See, die steilen Ufer, die grünen Berge. Und keine Stunde später dann das: Hochebene. Karge Landschaft. Trockene Sträucher, grau-braun. Bleierner Himmel. Halb in den Wolken verschwundene, vegetationslose Vulkankegel. Wir müssen da sein. Das hier sieht tatsächlich aus wie Mordor...

Blick zurück Richtung Lake Taupo

Ein Golfplatz. Mitten in Mordor!



Unser Camp am Fuße des Mount Ruapehu gehört mal wieder dem DOC. Doch diesmal sind wir eher enttäuscht. Teuer, aber nicht nett. Oder lag das an den Menschen hier? Wir betreten den Gemeinschaftsraum. Trotz, dass er halbvoll ist, herrscht Stille, die Gesichter sehen aus wie das Wetter draußen. Jeder beäugt jeden so kritisch, als müsste man gleich seinen Suppentopf verteidigen. Und ach Du weh, ein kleines Kind, ein lautes noch dazu, da verdunkelt sich manche Miene gleich noch weiter. Und nun ratet mal, welcher Nation diese Gesichter auch noch angehörten. Da schäm ich mich schon fast. Bis auf zwei Holländer waren alles Deutsche in der Reisegruppe, die da vor sich hin werkelte unter der Fuchtel einer älteren Reiseleiterin mit grauer Kurzhaarfrisur, runder Nickelbrille und Funktionshemd. Und auch die anderen, die in coolen Outdoorklamotten inklusive Mütze da saßen und so taten, als würden sie morgen den Everest besteigen. Hm. Dass die Stimmung dann doch noch etwas ausgelassener wurde, lag einzig und allein an den Kindern. Denn Oskar bekam Gesellschaft. Insgesamt sechs Blagen von 7 bis 15 Monaten tobten zum Abendessen durch den Raum. Oskar klaute gleichmal aus der Spielkiste des Kleinsten, Niko, und kroch mit seiner Beute in die unteren Regale, sehr zum Ärger der korrekten Deutschen, die aber selbst erstmal ein Drittel der Küche blockierten. Nikos Eltern waren eine der wenigen, die auch mal lachten, mit denen man sich prima unterhalten konnte. Mit denen wir witzelten, dass es in die Happy Camper reinregnet, nur nicht in unseren. Nun, als wir zurückkamen zu unserem Wagen, sahen wir, dass auch wir nicht verschont blieben. Ein schöner, nasser Fleck mitten auf dem Bett. Und Oskar kann's nicht gewesen sein. Tropf, tropf. Aus der Lüftung. Hatten wir vergessen zuzumachen, lachen wir. Und glauben, damit hätte es sich erledigt. Ein paar Tage später werden wir wieder dazulernen.

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