Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Samstag, 12. April 2014

Wenn die App mal gut ist...

Es sieht schon wieder nach Regen aus. Wir trollen uns aus Oakura und fahren den Surfhighway No. 45 weiter gen Süden. Da wir aber noch jede Menge Zeit haben, bis wir in Wellington ankommen und die Fähre nehmen müssen, halten wir immer mal wieder an. Diesmal sind wir auf der Suche nach dem Leuchtturm, der so pittoresk in der Landschaft stehen soll. Seefahrer sehen nicht nur ihn, sondern - gutes Wetter vorausgesetzt - auch den Mount Taranaki. Wir biegen jedoch erstmal falsch ab. Und hoppeln Farmwege entlang. Immerhin kommen wir hinter das Rätsel der Nummerierungen. Einige Grundstücke haben Nummernschilder, unter denen ein "It starts here" steht. Ja, hier geht's los, das Leben von Milch und Käse, die irgendwann irgendwo in den Bäuchen der Menschen landen. Hier stehen die Kühe auf der Weide, hier ist die Wiege der Supermarktkühlregalprodukte - zumindest jener, die mit Produkten des (weltgrößten) Milchproduzenten Fronterra beliefert werden. Wieder was gelernt!

Wir finden zurück auf den Highway und biegen gleich wieder ab. Nun sind wir aber richtig. Da steht er, der kleine Leuchtturm. Offen isser nicht, aber schön sieht er aus. Nur der Berg, der versteckt sich. Macht nichts, wie gesagt, wir haben Zeit. Und stellen mal wieder unsere Stühlchen raus, knabbern was, lauschen dem Meeresrauschen und schieben in Gedanken Wolken. Das wirkt! Wenig später lüpft der Berg seinen Mantel...





Tanken in Neuseeland ist mittlerweile gar nicht mehr billig. Die Preise sind fast ähnlich wie zuhause. Immerhin gibt es hier mehr Service, man erinnere sich nur an die schöne Tankwärterin auf der Coromandel Halbinsel. Fehlt der Service ganz, wird es tatsächlich richtig billig. Wir tanken in Manaia für vielleicht einen Euro pro Liter, nur müssen wir uns vorher reinfinden, wo und wie die Kreditkarte nun reinkommt und wie das läuft mit der Vorauswahl,  wie viel man tanken will. Das braucht Zeit, spart aber ungemein. Dafür fahren wir gern doppelte Wege. Haimons App CamperMates hat nämlich angeblich einen Campingplatz entdeckt, der uns völlig entgangen ist. Direkt am Meer. Ich zweifle dran, schließlich haben wir schonmal vor Camping-Verboten-Schildern gestanden, nur weil die App meinte, hier sei ein toller Platz. Aber es soll ja nicht weit sein, ok, also zurück. Und tatsächlich, am Highway steht ein Schild, das den Platz ausweist. Ein schöner Zungenbrecher. Kaupokonui. Macht aber auch so sprachlos - weil er so schön ist! Man fährt auf einer Straße durch Felder und plötzlich geht es nach einer Kurve bergab, und unten im Tal liegt zwischen einer Flussmündung und großen, schwarzen Dünen und kleiner Steilküste der Platz. Hui!Gut gemacht, App!

Kaupokonui Motor Camp

Wir sind bis auf einen Dauercamper die einzigen Gäste, haben die neuen Duschen ganz für uns, den Spielplatz, die Picknickstellen, die nach Fischködern müffelnde Küche und den mal wieder freundlich-schrulligen Chef. Wir erkunden die Dünen, schwarzer Vulkansand des Taranaki, der immer noch durch die Wolken guckt. Oskar rutscht die Hügel hinab, freut sich ein Loch in den Bauch. Und wird von Papa huckepack am Strand entlang getragen, grade ist Ebbe, aber zu verführerisch wären all die Schlammlöcher. Tausende Muscheln kleben an den vom Wasser freigelegten Felsen. Ob man die essen kann, fragen wir uns... ein alter Mann erklärt uns wenig später, wie und welche man ernten kann. Grünlippenmuscheln. Eine lokale Delikatesse. Der Alte erzählt uns aber auch von seiner wilden Vergangenheit in Papua Neuguinea, wo er 20 Jahre gelebt hat, von seiner Frau, die Reiß-aus genommen hat. Jede einzelne Runzelfalte in seinem Gesicht redet dabei mit. Nun ist er aber wieder hier, in seiner Heimat. Und erntet Muscheln.






Wir waten zurück, wollen durch den Kaupokonui-Fluss, doch nur Haimon schafft es. Ich zögere, mir steht das Wasser schon fast an den Knien und der Strom drückt bedenklich. In meinen Händen meine Kamera. Nee, da nehm ich lieber die Brücke... Als ich ankomme, frönt Oskar schon wieder seinem liebsten Zeitvertreib. Er hockt auf dem Weg und wühlt im Dreck, leckt an den Steinchen, wirft sie mit Freudenschreien durch die Gegend, sammelt ein paar in seinen Spielbechern. Er sieht aus wie ein Straßenkind. Aber ein glückliches!





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen