Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Mittwoch, 9. April 2014

Wetter optimal genutzt...

Der Wanderweg zu den Taranaki Falls dauert zwei Stunden - eine hin, eine zurück. Das müssten wir doch schaffen. Das Alpine Crossing fällt aus, zumindest heute. Die Berge sieht man vor lauter Wolken nicht, der Wind schiebt einen erstmal einen halben Schritt zurück und kalt isses auch noch. Ende November! Wären wir in Deutschland, kein Ding, aber hier, hier sollte es doch mal so langsam Sommer werden! Wir schielen raus aus dem Visitor Center in Whakapapa, das wanderwilligen, gestrandeten Crossing-Anwärtern Auskunft gibt, wo man sich alternativ die Füße vertreten kann. Und siehe da, eine Wolkenlücke. Wir sacken Oskar an und packen ihn in die Manduca. Wäre ja eh Vormittagsschlafzeit gewesen. Ohne groß zu murren fügt er sich seinem Schicksal und entschlummert wenig später tatsächlich. Warm angeschmiegt an Papa lässt es sich aushalten!



Wir laufen durch die karge Landschaft, überholen unsere dürftig ausgerüsteten Regensburger. Die gaben zu, dass Sommersonnenhütchen und leichte Jacke hier oben doch nicht so passend sind, aber, "wir dachten, es ist Sommer!". Wir haben fast alles an, unsere Regenhosen und -jacken, und auch Oskar ist eingepackt wie daheim um diese Zeit. So lässt es sich aber gut wandern, nun mal durch einen Wald voller alter, dünner Bäume, über und über mit Moosen bewachsen, vielen Farnen auf dem Boden, ein rauschender Bach neben uns. Nach einer Dreitviertelstunde sehen wir dann den Wasserfall, der sich einen Felsen aus erstarrter Lava hinabstürzt. Trotz leichtem Nieselregen packen wir unseren Proviant aus. Wat mutt, dat mutt. Auch Oskar ist wieder wach und inspiziert die ungewohnte Umgebung. Der Wasserfall weckt in ihm wieder die gewohnte Euphorie. Zum Glück ist er weit genug weg :-)





Auf dem Rückweg begegnen wir noch einem chinesischen Pärchen. Klick, ein Bild von uns, klick, ein Bild von ihnen. Haimon unterhält sich mit Händen und Füßen und gegen den Wind mit der Frau, die mal in Heidelberg gewohnt hat, aber weder Deutsch noch wirklich Englisch spricht. Dennoch, die beiden scheinen sich zu verstehen. Ich kraxle derweil auf Felsen rum, versuche, die Vulkane des Parks zu entdecken, doch keine Chance: Neue Wolken ziehen auf, so schnell, dass auch wir einen Gang zulegen. Schnell nach Whakapapa zurück, irgendein Café aufsuchen, heißen Kaffee trinken, Kuchen essen, aber bitte nicht nass werden! Das große Tongariro Chateau Hotel ist schon zu sehen. Irgendwie unheimlich, mitten in der Pampa, so ein Schloss, es erinnert mich an Shining und den irren Jack Nicholson, brrrr. Schnell weiter, ah, ein Café, husch husch, hinein. Zack, Tür zu. Regen runter. Wir haben es in letzter Sekunde geschafft. Zwei Stunden Regenpause. Optimal genutzt!

Das Chateau Tongariro
Cafés in Neuseelands Peripherie und teils auch in den kleineren Städten haben etwas an sich, was ich in noch keinem Reiseführer gelesen habe: Seltsame Öffnungszeiten! Hier werden die Stühle spätestens 16 Uhr, meist aber 15 Uhr, hochgestellt, zu, basta, Ende! Nix mit Kaffee und Kuchen! Wir waren die letzten, die noch in den Genuss der hausgemachten Köstlichkeiten gekommen sind. Und das war nicht das letzte Mal, dass wir mit tropfendem Zahn wieder abziehen mussten, weil das Café zugemacht hat. Abends ist es ein ähnlich trauriges Spiel gewesen, berichten uns zwei liebe Deutsche (ja, es gibt sie, Anke & Thorsten, viele Grüße!!!), als wir zurück im Camp sind. Sie saßen vorher auch im Café, auch am Crossing gehindert durch das Wetter. Und am Abend vorher auch noch 21 Uhr wieder aus der Kneipe geworfen worden. Waren aber auch die letzten Kunden. Vielleicht sieht es in der Hauptsaison ja anders aus. Wir jedenfalls verbringen unseren Abend am Tisch von deutschen Jugendlichen, der neue Feind der deutschen Reisegruppe, die am nächsten Tag abreisen muss, unverrichteter Dinge, denn niemand durfte das Crossing gehen, die Shuttlebusse, die normalerweise Wanderer an die Ausgangspunkte bringen, blieben alle im Dorf. Und die alternative Wanderung, die ein paar der Deutschen gemacht hatten, war wohl wegen schnell ansteigender Flüsse ein gefährliches Fiasko. Also hocken sie mit noch dunkleren Mienen da. Oh weh. Übrigens stellen wir an jenem Abend fest, dass Oskar einen gesegneten Schlaf haben muss. Der Feuermelder ist angegangen im Auto, einfach so. Und Oskar? Träumt weiter. Einfach so!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen